- - -  ACHTUNG  - - -

Ab dem  22.01.2022 darf ich die Blutegeltherapie aufgrund der Änderung des TAMG in meiner Praxis nicht mehr durchführen!

 

Was sind Blutegel? 

 

Blutegel gehören zur Gattung der Regenwürmer. Beide Körperenden sind mit einem Saugnapf versehen. Vorne befindet sich die Mundöffnung. In dieser Mundöffnung befinden sich 3 Kieferplatten die angeordnet sind wie ein Mercedes- Stern. Jede dieser Kieferplatten ist mit zirka 80 beweglichen Kalkzähnchen ausgestattet. Damit beißt sich das Tier durch die Haut seines Wirts, um an das Blut zu gelangen. Der Saugnapf am Hinterteil dient lediglich zum Festhalten. Blutegel können in der Obhut des Menschen 25 Jahre alt werden. Sie erreichen ein Gewicht von bis zu 35 Gramm und eine Länge von bis zu 22 Zentimetern. Es wird in der freien Natur beobachtet, dass ein z.B. an den Beinen erkranktes Wildtier sich bewusst in einen Tümpel begibt, in dem sich Blutegel aufhalten. Auf diese Weise ergänzt sich die Natur durch GEBEN (eine „Mahlzeit“ für den Blutegel) und NEHMEN (der Schmerzen beim Wildtier).


Wirkung der Therapie

 

Wie die Blutegeltherapie genau wirkt, ist nicht bekannt. Im Speichel des Egels sind unter anderem Stoffe wie Hirudin, ein Blutgerinnungshemmer, und Eglin, ein Entzündungshemmer, ebenso Hyaluronidase, das eine antibiotische Wirkung hat und lokal die Gefäße erweitert. Vermutet wird, dass durch das Blutsaugen und die Stoffe, die die Egel in die Wunden abgeben, die Durchblutung gefördert wird, so dass vermehrt Nährstoffe die kranken Stellen erreichen und Schlackenstoffe besser abtransportiert werden. Auch vermutet man, dass das Sekret der Egel eine schmerzstillende Wirkung hat.

Der Egel saugt pro Biss 3 bis 6 Milliliter Blut. Durch die Nachblutung verliert der Patient zusätzlich 20 bis 30 Milliliter. Um zu verhindern, dass sich die Wunde gleich wieder schliesst, gibt der Egel Hirudin ab. Der Blutegel beißt sich fest, bis er satt ist und fällt anschließend ab. Dies kann zwischen 30 Minuten und 2 Stunden dauern.

Der Einsatz von Blutegeln ist überall dort sinnvoll, wo entzündliche Vorgänge im Körper stattfinden. 


Einsatzgebiete der Blutegeltherapie: 

  • Arthritis
  • Arthrose
  • Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie
  • Spondylose
  • Bandscheibenvorfälle (auch akut)
  • Sehnenentzündungen
  • Schleimbeutelentzündungen
  • schlecht heilende Wunden 

 

Falls auf Ihren Hund eine der folgenden Kriterien zutrifft, darf keine Blutegeltherapie durchgeführt werden: 

  • Körpergewicht unter 5 kg
  • Gerinnungsstörungen
  • Einnahme blutverdünnender Medikamente
  • Immunschwäche
  • Niereninsuffizienz (Unterfunktion der Niere/n)
  • Anämie (Blutarmut)
  • Diabetes
  • Tumore
  • Trächtigkeit 

Vorbereitung Ihres Hundes auf die Blutegeltherapie

 

Mindestens 2 Tage vor der Behandlung dürfen keine Duftstoffe, Shampoos oder Salben auf jene Hautpartien aufgebracht werden, auf die die Blutegel angesetzt werden sollen. Blutegel sind sehr sensible Tiere und beißen bei Irritationen nur schlecht bis gar nicht. Auch bei der Behandlung mit Spot-on-Präparaten, Wurmkuren, Antibiotika- oder Cortisongaben beißen die Blutegel nicht. In diesem Falle muss ein Zeitraum von ca. 1-3 Wochen gewartet werden. Der Körper benötigt diese Zeit um sich von den Stoffen zu befreien.

Auf die Fütterung von Knoblauch oder anderen ätherischen Substanzen sollte ebenfalls mindestens  2 Tage vor der Behandlung verzichtet werden.  


Ablauf einer Blutegeltherapie

 

Beim therapeutischen Einsatz werden die Egel an die betroffenen Stellen oder auch an Akupunkturpunkte des Körpers angesetzt. Dies beweist am besten, dass behandelte Tiere nicht versuchen, den Egel loszuwerden. Um dem Blutegel den Biss zu erleichtern, wird bei Hunden mit kürzerem Fell oder dichter Unterwolle eine kleine Stelle rasiert.

 

Nach ca. 30-90 Minuten ist der Blutegel gesättigt und fällt ab. An den winzigen Bissstellen kann es zu unterschiedlich starken Nachblutungen aus den Wunden kommen. Die Nachblutungen gehören zur Therapie und können bis zu 24 Stunden dauern. Das Nachbluten darf keinesfalls unterbunden werden, da es die Wunde reinigt und sie von Keimen befreit.

Die Wunde kann anschließend mit einem lockeren Verband abgedeckt werden, um zu verhindern, dass der Hund an der Wunde leckt.

 

Nach der Behandlung kann sich der Hund frei bewegen, allerdings sollte er am Tag der Behandlung ausruhen können und nicht unbeaufsichtigt sein.


Wie viele Blutegel werden pro Behandlung angesetzt? 

 

Die Anzahl der Egel kommt auf die Schwere der Erkrankung und auf die jeweilige Körperstelle an. In der Regel werden 2-4 Blutegel pro Behandlung gesetzt.

 

 

Wie lange dauert die Behandlung? 

 

Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Saugakt der Egel. Eine Behandlung kann zwischen einer Stunde und 2 ½ Stunden dauern. Diese Zeitspanne sollten Sie einplanen.

 

 

Eintritt der Wirkung 

 

Die Wirkung einer Blutegeltherapie ist bei jedem Hund unterschiedlich. In vielen Fällen tritt die schmerzlindernde Wirkung unmittelbar nach der Behandlung ein, in anderen Fällen nach 1-5 Tagen. 


 

Wie häufig ist eine Behandlung notwendig? 

 

Bei akuten Entzündungen genügt oft eine einmalige Behandlung. Bei Schulter-, Hüft-, Ellenbogen- und Knieerkrankungen bzw. chronischen Schmerzen haben sich zwei im Abstand von 2 bis 3 Wochen durchgeführte Sitzungen bewährt.

 

Die schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung hält unterschiedlich lang an.

Die Schmerzfreiheit kann ein paar Wochen bis mehrere Jahre anhalten. Die Blutegeltherapie ist jederzeit wiederholbar, wenn die schmerzlindernde Wirkung nachlässt.


Nebenwirkungen

 

Narben

Normalerweise verheilt die Bissstelle so dass sie innerhalb weniger Wochen nicht mehr sichtbar ist. Die sichtbaren Narben sind normalerweise sehr klein und als punktförmige Hautaufhellung sichtbar.

 

Blutergüsse

Rund um die Bissstelle kommt es öfters zu Blutergüssen, die sich jedoch innerhalb weniger Tage wieder vollständig auflösen.

 

Rötung, Juckreiz, Lokale Reaktion

Ca. 1 bis 48 Stunden nach der Blutegelbehandlung kommt es zu einer leichten Schwellung, verbunden mit einem Juckreiz - vergleichbar mit einem Mückenstich. Dies entsteht durch ein histaminähnliches Sekret des Blutegels. Die Wirkung ist auf die Bissstelle lokal begrenzt. Der Juckreiz kann für den Patienten sehr unangenehm sein und ihn zum Kratzen veranlassen. Dadurch entsteht die Gefahr einer Wundinfektion!

Linderungsmöglichkeiten: kalte Umschläge z.B. auch mit essigsaurer Tonerde oder Salben gegen Mückenstiche

 

Kreislaufschwäche

Es kann nach der Blutegelbehandlung eine Kreislaufschwäche auftreten, die wahrscheinlich durch das Sekret des Blutegels ausgelöst wird. (nicht durch den Blutverlust selbst, da dieser relativ gering ist) Deshalb sollte der Hund nach der Behandlung geschont und zum Trinken animiert werden.  


Seltene Nebenwirkungen einer Blutegeltherapie

 

Wundinfektionen

Die in der Literatur beschriebenen Fälle zu einer aufgetretenen Infektion nach einer Blutegelbehandlung, stehen alle im Zusammenhang mit dem Bakterium Aeromonas hydrophila als möglichen Infektionserreger. Das Bakterium Aeromonas hydrophila gehört zu den Darmbakterien des Blutegels und wird für die Verdauung benötigt. Das Bakterium findet man auf der Haut und auf den Saugnäpfen des Blutegels, jedoch nicht im Sekret, dass in den Patienten abgegeben wird. 

Die meisten beschriebenen Fälle konnten durch Antibiotikatherapie erfolgreich behandelt werden. Zu schweren Infektionen kam es nur bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem.

 

Allergische Reaktionen 

Allergische Reaktionen im Zusammenhang mit einer Blutegeltherapie treten sehr selten auf und wenn, dann meistens nur lokal begrenzt. Solche lokalen Reaktionen lassen sich mit Mitteln die bei pseudoallergischen Reaktionen eingesetzt werden gut behandeln.

 

Verstärkte oder lang anhaltende Nachblutung 

In seltenen Fällen kann die Nachblutung heftiger wie gewohnt ausfallen. Durch das Anlegen eines entsprechenden Druckverbandes kann aber eine solche Nachblutung gut gestillt werden.